bff-Projekt Suse –
sicher und selbstbestimmt
Sandra Boger, Silvia Zenzen
Sandra Boger arbeitet seit 2015 im bff für das Projekt „Suse – Sicher und selbstbestimmt. Frauen und Mädchen mit Behinderung stärken“. Silvia Zenzen ist Referentin für Kommunikation und Information im bff und dort seit 2011 für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.Das Projekt „Suse – sicher und selbstbestimmt. Frauen und Mädchen mit Behinderung stärken“ wurde im Jahr 2014 gestartet und für drei Jahre von der Aktion Mensch gefördert. Die Flyer zum Projekt haben wir in schwerer Sprache und auch in leichter Sprache veröffentlicht. Schließlich war eines der Hauptanliegen des Projektes, den Zugang zu Frauenberatungsstellen zu erleichtern und dafür zu sorgen, dass mehr gewaltbetroffene Frauen und Mädchen mit Behinderungen erfahren, dass es Beratungsstellen gibt.
Aus Studien wissen wir, dass Frauen und Mädchen mit Behinderungen (noch) viel häufiger Gewalt erfahren, als Frauen und Mädchen ohne Behinderungen. Etwa jede zweite Frau mit Behinderungen erlebt sexualisierte Gewalt in Kindheit, Jugend oder als Erwachsene. Fast doppelt so häufig wie Frauen ohne Behinderungen erfahren Frauen mit Behinderungen körperliche und psychische Gewalt. Besonders betroffen sind gehörlose Frauen, Frauen mit Lernschwierigkeiten und Frauen, die in Einrichtungen der Behindertenhilfe leben oder arbeiten.
Trotz dieser alarmierenden Zahlen fanden nur wenige Frauen und Mädchen mit Behinderungen den Weg zu Beratungsstellen. Das hatte zum einen mit der fehlenden Barrierefreiheit zu tun, aber auch damit, dass viele Betroffene nicht wussten, dass es Unterstützungsangebote gibt. So äußerte eine Betroffene: „Ich wusste nicht, dass Beratungsstellen auch für mich da sind.“ Ein weiteres Problem bestand darin, dass die Fachkräfte aus der Behindertenhilfe sich zu wenig mit Gewaltdynamiken und Fachkräfte aus der Anti-Gewalt-Arbeit sich zu wenig mit Behinderung auskennen.
Diese Lücken zu schließen war eines der Anliegen des Projekts „Suse – sicher und selbstbestimmt. Frauen und Mädchen mit Behinderung stärken.“ Die unterschiedlichen Akteur_innen sollten voneinander erfahren, sich miteinander austauschen und vernetzen.
Dafür schuf das Projekt Suse in fünf Modellregionen innerhalb Deutschlands Vernetzungen zwischen dem Anti-Gewalt-Bereich und der Behindertenhilfe und -selbsthilfe, um Frauen und Mädchen mit unterschiedlichen Behinderungen die Wege ins Hilfesystem, wie z. B. in spezialisierte Fachberatungsstellen, zu ebnen. Es fanden regionale Fachtage statt, Aktionstage für mehr Barrierefreiheit und es gründeten sich Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themen.
Um Beratungsangebote auch bundesweit sichtbar zu machen, entstand zudem die Homepage www.suse-hilft.de, auf der Informationen über verschiedene Gewaltformen in leichter Sprache zu finden sind und Betroffene in einer Datenbank Adressen von Beratungsstellen, aber auch Adressen von Selbsthilfegruppen, Ärzt_innen, Therapeut_innen, Selbstbehauptungstrainer_innen und Anwält_innen finden können.
Teil des Projektes war zudem die erste inklusive und barrierefreie Kampagne „Superheldin gegen Gewalt“. Kernstück der Kampagne war ein Comicfilm, in dem in vielen verschiedenen Sprachen erklärt wird, was Gewalt ist und wie Beratungsstellen unterstützen können. Zusätzlich druckten wir Materialien wie Aufkleber und Kärtchen mit Braille-Schrift. Mehr Informationen zum Projekt und den Film gibt es auf www.suse-hilft.de.
Dass unser Projektflyer im FFBIZ archiviert ist und das Projekt auch auf diese Weise seine Spuren auf den Pfaden der Geschichte hinterlässt, freut uns ganz besonders. Wir wünschen dem FFBIZ mindestens weitere 40 Jahre erfolgreiche Arbeit.