Flyer und Sticker

Erregung und Widerstand

ist freie Journalistin, Bloggerin und Workshopleiterin zu offenen Beziehungen und Eifersucht. 2017 unterstützte sie den PorYes-Award in der Öffentlichkeitsarbeit.

Sinnlich und zart, so hätte ich mir dich gewünscht. Einfühlsam und bestimmt. Spielerisch lesbisch, gekonnt verträumt und bewusst subversiv.

Und immer wieder Körper. So lustvoll, divers und vielfältig. Mit Fragezeichen performt. Und Männlichkeiten gebrochen. Weiblichkeiten hinterfragt. Und immer wieder dekonstruiert, dekonstruiert, dekonstruiert.

Du kamst, und alles was blieb waren Fragen. Nach Lust, Begehren, Konsens und Frau-sein. Wie muss ich mich definieren? Wen darf ich begehren? Was kann ich tragen oder ausziehen? Und was bedeutet eigentlich Sex?

Fragen, die mich in meiner Identität berührt haben und bis heute meine Realität prägen. Tiefe Unsicherheiten anstelle von Emanzipation. Verworrene Selbstzweifel anstelle von selbstgewählter Lust.

Ich hätte gerne Schubladen gemieden. Wäre von dir lieber liebevoll an die Hand genommen worden. Du hattest das Potenzial und alles was blieb war Enttäuschung.

Meinen ersten Porno habe ich mit 13 Jahren gesehen. Das Gedicht spiegelt die Gedanken, Gefühle und vor allem Wünsche wider, die damals nicht erfüllt wurden. Erst mit Anfang 20 fing ich an, mich aktiv mit meiner Sexualität auseinanderzusetzen und Normen infrage zu stellen. Laura Méritt, PorYes-Initiatorin, lernte ich mitten in diesem Prozess kennen. Sie kam auf meine Einladung hin nach Rostock, um über sexpositiven Feminismus zu sprechen. Ihre offene und humorvolle Art blieb mir stark in Erinnerung, sie regte eine Auseinandersetzung in mir an. Der PorYes-Award stellt Normen infrage und regt eben diese inneren Auseinandersetzungen an. Er zeigt, dass Pornos auch anders aussehen können und deswegen nicht weniger begehrenswert sind. Im Vordergrund steht die Lust, und zwar nicht nur die Lust des cis-Mannes, sondern aller beteiligten Personen, besonders aber die von Frauen*. Ich fühlte mich zum ersten Mal angesprochen und sah eine Möglichkeit, mich mit meinem eigenen Begehren auseinanderzusetzen. Genau deswegen ist es so wichtig, dass es den Award schon seit zehn Jahren gibt. Er bringt alle zwei Jahre Aktivist*innen zusammen und bündelt eine Vielzahl an Veranstaltungen in Berlin. Das macht ihn politisch so bedeutend, weil er Aufmerksamkeit generiert und zu Auseinandersetzungen anregt. Alle zwei Jahre aufs Neue wird der emanzipatorische und aufklärerische Charakter von Pornos betont und gleichzeitig Mainstream- Pornografie genau unter die Lupe genommen und infrage gestellt. Über alle Generationen hinweg ist dieses Thema von zentraler Bedeutung und ganz besonders für diejenigen, die auf der Suche nach ihrer Sexualität, ihrem Begehren und ihrer eigenen Lust sind.