Zeitschriften

Feministische Medien

ist freie Redakteurin und Autorin in Wien und Berlin und hegt eine unbedingte Leidenschaft für feministische Medien. Aktuell arbeitet sie beim Missy Magazine.

Vom händisch kopierten DIY-Zine bis zur klassischen Zeitschrift, von der Radiosendung bis zur Online-Videoplattform, vom kommerziellen Netzportal bis zum persönlichen Blog: Feministische Medien existieren in den vielfältigsten Formen und Genres. Um soziale Bewegungen zu formieren, waren schon immer „alternative“ Medien nötig, die sich als Opposition oder Ergänzung zum hegemonialen Mainstream verstehen. Dabei berichten sie nicht nur über das, was sonst in den Massenmedien kaum Thema ist, und bieten marginalisierten Standpunkten eine Öffentlichkeit. Sie fungieren ebenso als partizipative Diskussionsorgane, indem sie „innere“ Debatten der Bewegungen zusammenführen und Plattformen bereitstellen, um gesellschaftskritische Standpunkte zu formulieren.

Alternativmedien – zu denen auch (queer-)feministische Medien gehören – erweitern und verschieben so den hegemonialen Ausschnitt dessen, was sag- und denkbar ist. Anders gesagt: Sie schaffen eigene, selbstbestimmte Räume der Verständigung, von denen aus versucht wird, in herrschende Diskurse zu intervenieren. Ihnen ist es mitzuverdanken, dass feministische und queer-politische Forderungen auch von traditionellen bürgerlichen Medien (wenngleich häufig unter den Vorzeichen eines Backlash) überhaupt wahrgenommen werden. Auf diesem Weg haben feministische Medien auch die viel beschworene „Objektivität“ des bürgerlichen Journalismus immer wieder infrage gestellt – und tun dies bis heute. Sie stellen Öffentlichkeiten her, in denen verhandelt wird, welche Themen relevant sind für die Gesellschaft und wie diese gestaltet sein soll – und vor allem, wer etwas dazu zu sagen hat.

Gerade was Fragen der Herstellung von Öffentlichkeit und der Repräsentation angeht, verfolgen verschiedene feministische Medien unterschiedliche, teils entgegengesetzte Strategien. Die Kontroverse zwischen EMMA (gegründet 1977), Courage (1976–1984) und Die Schwarze Botin (1976–1987) darüber, ob und wie „marktfreundlicher Journalismus“ (der der EMMA vorgeworfen wurde) mit den Interessen und Zielen der Frauenbewegung vereinbar sei, liegt zwar schon vierzig Jahre zurück. Doch bis heute taucht immer wieder die Frage über Möglichkeiten und Voraussetzung kritischer feministischer Medienproduktion auf, wie etwa die mit Leidenschaft geführten Debatten (und Disses) rund um das Missy Magazine (seit 2008) zeigen. Es sind Fragen, die nicht nur feministische, sondern alle Medienmacher_innen angehen: Was bedeutet es, „über“ etwas oder jemanden zu berichten? Auf welche Weise verbinden sich in der journalistischen Tätigkeit politische Arbeit, Selbstreflexion und persönliche Erfahrung? Was bedeutet „professioneller“ Journalismus – und worin äußern sich Professionalisierung und „Qualität“, aber auch Autonomie?

Feministische Medien seien „Kristallisationspunkte, in denen sich unterschiedliche feministische Praxen artikulieren“, schreibt Gabi Horak im Band Feministische Medien, der zum 25-jährigen Jubiläum der österreichischen feministischen Zeitschrift an.schläge (Gründungsjahr 1983) veröffentlicht wurde. Wiederholt ringen feministische Medien dabei um ihre Existenz. Un- oder unterbezahlte Arbeit und prekäre Produktionsbedingungen – die hier mehr Regel als Ausnahme sind – erschweren es, diese alternativen medialen Plattformen zu erhalten oder gar auszubauen. Wie viele andere feministische Einrichtungen und Projekte brauchen feministische Medien daher nicht nur wohlwollendes Abnicken, sondern handfeste Ressourcen (allen voran ausreichende finanzielle Mittel und strukturelle Anerkennung), wenn sie weiterhin der Ort sein sollen, an dem wir emanzipatorische Gesellschaftsentwürfe denken, formulieren, nach vorne bringen – kurzum eine Wirklichkeit, wie wir sie uns wünschen.