Fünf Jahre Frauenprojekte Ost –
Bilanzen und Perspektiven
Barbara Hömberg
Dipl.-Politologin, seit 25 Jahren Projektleiterin des EWA e. V.-Frauenzentrums in Berlin-Prenzlauer Berg, Vertreterin in POP und aktiv im bfn.Mein erster Gedanke beim Betrachten der Broschüre Fünf Jahre Frauenprojekte Ost: Bilanz und Perspektiven – Eine Veranstaltung des Plenum Ostberliner Frauenprojekte (POP) war: Wer hätte damals gedacht, dass wir 20 Jahre später immer noch aktiver Teil der Berliner Frauenprojekteszene sein würden? Alle Projekte, die in der Broschüre genannt werden, sind heute noch aktiv für die Berliner Frauen da. Einzig POP selber existiert in dieser Form nicht mehr. Ende der Neunzigerjahre haben sich die Projektverbünde POP und der Arbeitskreis Autonomer Frauenprojekte Westberlin aufgelöst und gemeinsam das berliner frauen netzwerk bfn gegründet.
Das Plenum Ostberliner Frauenprojekte habe ich noch sehr lebhaft in Erinnerung als einen Ort des Austausches, des politischen Protestes, gelebter Frauenbewegung und einen Ort der Weiterbildung. Die politischen Forderungen, die anlässlich des fünfjährigen Jubiläums von POP formuliert wurden, sind – leider – immer noch aktuell und unerfüllt, wie z. B. die Sicherung der Frauenprojekte durch Regelfinanzierungen, die gezielte Förderung von Frauen über den zweiten Arbeitsmarkt oder die ersatzlose Streichung des § 218 StGB.
Persönlich verbinde ich mit POP die mehrjährige Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme ZOFF für Mitarbeiterinnen der Ostberliner Frauenprojekte in den Bereichen Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit. Ich war eine der Teilnehmerinnen: 25 Jahre alt, frisch von der Uni und das Greenhorn unter den Projektleiterinnen. Die Teilnahme an ZOFF ermöglichte mir, das nötige Handwerkszeug zu erlernen, das das praktische Projektleben forderte, und mich mit Kolleginnen über Antragslyrik, Personalführung und Finanzierungsmöglichkeiten auszutauschen und zu beraten. Es hat mir sehr geholfen, meine Aufgabe im EWA zu bewältigen und mit ihr zu wachsen.
Ich verbinde mit POP aber auch politisches Engagement. Wir haben uns an Demos beteiligt und Protestaktionen vor dem Abgeordnetenhaus organisiert. Ich erinnere mich an eine Sterndemo zum internationalen Frauentag, wo so viele Frauen und ein defekter Bus beteiligt waren, dass wir die Straßen Richtung Alex lahmgelegt haben.
Der größte Teil der Arbeit von POP verlief weniger laut: Es wurden immer wieder zur Projektfinanzierung, Maßnahmen des zweiten Arbeitsmarktes, Bildung und Beteiligung von Frauen am Berliner Arbeitsmarkt Protestbriefe geschrieben, Forderungen formuliert, mit PolitikerInnen diskutiert. Es konnten immer wieder Erfolge verzeichnet werden.
Dennoch beschäftigen uns die Themen aus POP-Zeiten heute größtenteils immer noch. Wirkliche Gleichstellung scheint politisch nach wie vor nicht gewollt zu sein.