Sagt ein Bild mehr als
tausend Worte?
Ingrid Stuchlik
ist seit 1982 Mitglied im FFBIZ – über die Jahre mehr oder weniger aktiv, aber dem FFBIZ immer verbunden.In der Broschüre Das FFBIZ wird die Entstehungsgeschichte des FFBIZ bis zur Eröffnung des Ladens in der Danckelmannstraße 13 dokumentiert. Begleitend dazu gibt es einen Bilderbogen von Gisela Vollradt, einer der Mitgründerinnen des FFBIZ. Was in der Broschüre schriftlich dokumentiert ist, wird in Giselas Bildern lebendig. Sie zeichnet mit starkem Stift, klarer Linienführung und vielen Details. An letzteren wird deutlich, dass sie an den Ereignissen aktiv teilnimmt. Ihre eigene Meinung bringt sie oft in Form kleiner Figuren am Rande des Geschehens ein. Sie ist also zugleich Dokumentarin und Mitwirkende. Auf diese Weise gelingt es ihr, ein vielschichtiges Bild von der „Entdeckung“ der Helene-Lange-Bibliothek bis zum eigenen Laden des FFBIZ zu entwickeln.
Wir lernen in Gisela Vollradts Zeichnungen nicht nur die Interessen und Aktionen der beteiligten Frauen kennen, sondern auch die politischen Akteure und Akteurinnen. Die Bilder ordnen und erklären das vielfache Hin und Her; sie zeigen, wie intensiv sich die Frauen engagieren müssen und wie sie auf die Manöver der politischen Parteien reagieren (ein gutes Training für alles, was danach kommt). Oft wird das Ganze mit Witz gewürzt. Zum Beispiel die nicht öffentliche Sitzung eines Arbeitskreises der FDP, bei der ein Rüssel durch einen Fensterspalt nach dem auf dem Tisch liegenden Konzept der FDP greift. Oder der Bundesadler mit Doppelkopf Brandt/Genscher. Diese Zeichnung ist nicht Teil des Bilderbogens, sondern findet sich auf Seite fünf der Broschüre. Ich führe sie an, weil sie meiner Meinung nach eine der besten und witzigsten Zeichnungen von Gisela in diesem Kontext ist. Bei einer Sitzung des Berliner Senats sind die Köpfe der maßgeblichen Senatoren und des Regierenden Bürgermeisters aus Fotos ausgeschnitten und die Körper wurden der Größe des Kopfes angepasst – bis auf den Regierenden Bürgermeister. Der hat den größten Kopf, aber keinen größeren Körper. Ob das dem vorhandenen Foto geschuldet oder Absicht ist, wissen wir nicht.
Wir können Gisela nicht mehr befragen (falls sie sich nach 40 Jahren überhaupt noch erinnern könnte), denn sie ist 2015 gestorben. So sind diese und viele andere Zeichnungen, die sie für das FFBIZ als Begleitung zu Ereignissen, für Einladungen, zu Veranstaltungen und vielen anderen Gelegenheiten angefertigt hat, neben Zeugnissen der Zeit auch eine Erinnerung an Gisela.