Flyer

Was Sie schon immer über Lesben wissen sollten und sich nicht zu fragen trauten

leitet das Archiv & Bibliothek Spinnboden. Sie ist zudem Geschäftsführerin des Digitalen Deutschen Frauenarchivs und im Vorstand des i.d.a.-Dachverbandes.

Wo wird die Geschichte von Frauen und Lesben aufbewahrt? Um die Geschichte von Frauen sichtbar zu machen, haben es sich seit den 1970er Jahren verschiedene Initiativen zur Aufgabe gemacht, die Vermächtnisse der Frauenbewegungen und Lesbenbewegung zu sammeln, zu bewahren, wissenschaftlich aufzuarbeiten und zugänglich zu machen. In diesem Rahmen entstanden Frauen- und Lesbenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen wie beispielsweise das Lesben­archiv oder das FFBIZ.

Wie entstand das Lesbenarchiv Spinnboden? Die Existenz des Lesbenarchivs ist eng verknüpft mit dem Auf- und Abschwung der organisierten Lesbenbewegung in Berlin, d.  h. ohne die organisierte Lesbenbewegung in Berlin der 1970er Jahre gäbe es dieses Archiv nicht! Entstanden ist es durch einen Plenumsbeschluss der HAW-Frauengruppe (Homosexuelle Aktion Westberlin), die sich später das Lesbische Aktionszentrum (LAZ) nannte.

In einem Protokoll aus den 70er Jahren können wir nachlesen: „Bei dieser Gelegenheit wurde beschlossen, dass Monne und Christel ein Archiv (sog. Kontaktzentrale) errichten. Es ist jeweils ein zusätzliches Exemplar von Protokollen an sie zu schicken. Sie wollen in Zukunft stets die neusten Protokolle zu den Plenumssitzungen mitbringen.“

Wie entstand die Sammlung? Den Grundstein für die Sammlung im Spinnboden legte diese Frauengruppe, als sie begann, Plenumsprotokolle, Zeitungsartikel und Unterlagen über lesbische Themen zu sammeln.

Zunächst wurden die ersten Ordner in Privat­wohnungen und in den Räumen des neu gegründeten Lesbischen Aktionszentrums (LAZ) aufbewahrt. Später gelangten sie in den Vertrieb der Lesbenpresse, wo Gudrun Schwarz sie fand und an sich nahm. Bei ihr blieben die Bestände, bis sie 1995 an den heutigen Spinnboden-Standort in der Weiberwirtschaft gelangten. Bereits 1983 wurden das Archiv und die Bibliothek mit dem Namen „Spinnboden – Archiv zur Entdeckung und Bewahrung von Frauenliebe“ als gemeinnütziger Verein ins Register eingetragen. 2002 wurde dann im Sinne von mehr lesbischer Sichtbarkeit der Name in „Spinnboden – Lesbenarchiv und Bibliothek e. V.“ geändert.

Stetig wachsend, ist der Spinnboden heute neben dem New Yorker Lesbenarchiv Herstory das größte Lesbenarchiv der Welt. Gegenwärtig umfassen die Bestände über 14 000 Objekte. Dazu zählen deutsch- und fremdsprachige Monografien, Zeitschriften, Graue Materialien, Plakate, Fotografien, audiovisuelle Medien und Nachlässe. Ein Großteil der Bestände ist seit 2008 online recherchierbar.

Was ist die Kontakt- und Informationsstelle im Spinnboden? Der Spinnboden ist von Beginn an nicht nur eine Stätte wissenschaftlicher Archivierung und Forschung, sondern zugleich Kontakt- und Informationsstelle sowie kultureller Treffpunkt gewesen. So werden Selbsthilfegruppen in den Bereichen Coming-out, Frauen mit Handicap oder biografisches Schreiben sowie Coachings für erwerbslose und selbstständige Lesben angeboten. Lesungen, Diskussionen und Workshops werden ebenfalls veranstaltet.

Solidarische Grüße an unsere Mitstreiter*innen Wir gratulieren dem FFBIZ für seine unermüdliche Arbeit zum Erhalt von Frauen- und Lesbengeschichte, diese zu bewahren und sichtbar zu machen! Nach 40 Jahren hat das FFBIZ eine stolze Sammlung vorzuweisen. Ein Hoch auf die nächsten 40 Jahre!