Zeitschriftencover

Afrekete. Zeitung für afro-deutsche und schwarze Frauen

studiert Soziokulturelle Studien an der Europa-Universität Viadrina und ist an dem Projekt „Passkontrolle! Leben ohne Papiere in Geschichte und Gegenwart“ beteiligt.

Die erste Afrekete erschien 1988. Die Zeitschrift wurde von (hauptsächlich lesbischen) Afrodeutschen/Schwarzen deutschen Frauen herausgebracht. Sie gehörten dem Verein ADEFRA (Schwarze deutsche Frauen und Schwarze Frauen in Deutschland) an. Das Themenspek­trum der Afrekete reichte von Empfehlungen (Schwarzer) Literatur, Veranstaltungshinweisen, Gedichten, Essays und bis zu Nachrichten aus „der Community“. Der Einfluss der US-amerikanischen Dichterin Audre Lorde war stark sichtbar. Die Schwarze, Lesbe, Feministin, Kriegerin und Mutter (so ihre Selbstbezeichnung), die auch bei der Gründung von ADEFRA eine Schlüsselrolle spielte, hatte in ihrer Biomythografie Zami: A New Spelling of My Name einer Frau den Namen Afrekete gegeben.

Obwohl die Zeitschrift nach der sechsten Ausgabe (1990) wieder eingestellt wurde, hat sie – auch für mich als Schwarze Frau – einen wichtigen Stellenwert. Die eigene(n) Geschichte(n) aufzuschreiben und sie somit auch für die folgenden Generationen zugänglich zu machen, stellt besonders in einem rassifizierten und gegenderten Kontext eine Widerstandspraxis dar. Die Autor*innen der Afrekete haben selbstorganisiert und aus ihrer Perspektive als Schwarze (lesbische) deutsche Frauen geschrieben und sich gegenseitig empowert. Eine bis dahin sehr seltene, öffentlich sichtbare und hörbare verschriftlichte Positionierung. Sich den eigenen Raum zu schaffen und sich ein- und festzuschreiben, erfordert sehr viel Mut. In meinem Interview mit Ika Hügel-Marshall für die Webseite Verwobene Geschichte*n sagte sie, dass ihre Generation von Afrodeutschen/Schwarzen Frauen uns, der nächsten Generation, „ein Stück weit den Weg frei getrampelt hat“. Mit Blick auf Erzeugnisse wie der Afrekete kann ich dem nur zustimmen. Afrodeutsche/Schwarze Menschen in Deutschland haben sich Sichtbarkeit erkämpft. Wir können auf ihren Pfaden laufen, dabei neue kreieren und sie um weitere Perspektiven ergänzen.